
Man könnte Verfechter der Elektromobilität sein, jedes Argument parat haben, wenn es um die Ressourcendiskussion, Reichweite und Alltagstauglichkeit geht. Man könnte Elektropionier sein, die große Trendwende in Sachen Antriebskonzept heraufbeschwören, den Verbrennungsmotor totsagen und Zukunftsszenarien mit stromgetriebenen, sich autark bewegenden, kugelförmigen oder flunderflachen Kunststoffmobilen in die künftig saubere Luft malen.
Man könnte auch dauerkritisch gegenhalten und mit Punkten wie Akkulebensdauer, Amortisation, fehlender Infrastruktur plus Werkstatt- und vor allem Arbeitsplatzsterben den eMobil-Predigern die Suppe versalzen wollen.
Oder man schiebt beide Schubladen zu und nähert sich dieser wichtigen Thematik, die definitiv unsere Zukunft nachhaltig verändern wird, unvoreingenommen. Zum einen stets offen für Veränderung, die Istzustände hinterfragend, zum anderen Pro und Kontra der Alternativen konstruktiv-kritisch betrachtend. Bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen, wie es einst die Bundeskanzlerin prophezeite? Sicher nicht. Aber wie wird es 10 Jahre später bei uns aussehen?
Es bleibt spannend und wir dürfen dabei sein und mitwirken, soviel steht fest. Nutzen wir also die Möglichkeit, bereits jetzt ein Stück Zukunft, im wahrsten Sinne des Wortes, „erfahren“ zu können, nehmen die freundliche Einladung an und schwingen uns in den purweißen Golf mit dem blauen „e“ davor. Ist der Motor schon an? Softgarage-Anprobe, heute mal anders.
Eigentlich passt nichts besser zu unserem Ausflug ins Grüne, als lautlos die leuchtend gelben Rapsfelder zu passieren und unter der prangenden Apfelblüte, ohne Nebengeräusche, dahin zu gleiten. Kein aufheulender Motor, kein unruhiges Schalten, kein Auspuffröcheln, lediglich die Reifen prasseln seicht über die Märkische Allee. Daran kann man sich gewöhnen, stellen wir zu unserer Freude fest. Wie hieß es da einst in einer Automobilwerbung, weit vor dem Elektroantrieb? „Nicht schneller ankommen, sondern entspannter!“ Jetzt würde es zutreffen…
Man muss schon zweimal hingucken, um den Stromer zwischen seinen Artgenossen zu erkennen. Die LED-Hauptscheinwerfer und die blaue Zierleiste um den komplett geschlossenen Kühlergrill, LED-Rückleuchten und eine neue Heckschürze sind die einzigen Unterscheidungsmerkmale. Optisch untertauchen im Stadtgebiet ist mit dem Elektro-VW angesagt, nix für i8-Eigner oder Tesla-Fans. Manchmal will man ja auch genau das.
„Gib doch mal Strom!“, tönt es durch die Fahrgastzelle, und unser Gastgeber tritt seinen elektrischen Wegbegleiter ordentlich „auf’n Kopp“. 100 kW, 290Nm, unter 10 Sekunden auf 100. Spitze: 150. Sicher, wir haben schon ganz andere Manöver in Punkto Fahrfreude erlebt, aber bisher niemals so, ohne Geräuschkulisse. Permanenter Schub, irgendwie sauber, irgendwie ungewohnt und kommunikativ, denn je leiser der Wagen, desto mehr unterhält man sich – also, wer’s mag.
Für alle anderen gibt’s genug auf dem Active Info Display zu daddeln. Wer Spaß dran hat, wischt entgeistert vor dem serienmäßigen Infotainmentsystem herum, welches mit Gestensteuerung bedient werden kann. Assistenzsysteme ohne Ende. Stauassistent und Fußgängererkennung können wir nicht testen – wir sind (fast) allein auf weiter Flur, auch mal schön.
Angekommen auf dem Gehöft, trotzt der eGolf künftig dem Blütenstaub mit seiner neuen softgarage in blau. Dazu gibt’s Strom aus der Dose. Passt.
Eine Erfahrung reicher, können wir jetzt mitreden und empfehlen jedem: Selber ausprobieren und eine eigene Meinung zum Thema e-Mobilität bilden, ob nun mit oder gegen den Strom.
Gute Fahrt!
Softgarage Team