
Würde das Einmaleins klassischer US-Coupés jemals in deutschen Grundschulen auf dem Lehrplan stehen, wäre die Sting Ray C2 ein elementarer Baustein des Lehrstoffes, praktisch prüfungsrelevant. Mit der Anmut und Grazie des Stechrochens aka. Sting Ray, den Muskeln einer Diskuswerferin und der Akustik eines Kriegsschiffes, bleibt die C2 unverwechselbar. Unverzeihlich, würde man genau das unserer Jugend vorenthalten. Eindeutig Weltkulturerbe – Damit gab es das Fazit gleich mal vorweg.

Freitag 10.00 Uhr, Frank schiebt die 5 Meter hohen Torsegmente routiniert zur Seite, so dass unser Blick, schneller als erwartet, über einige Klassiker seiner kleinen aber feinen Sammlung schweifen darf. Schon die Kontur unter der beigen softgarage verrät uns, das muss Sie sein, die Hauptdarstellerin. Während er behände das Coupé freilegt, wirft Frank uns bereits sachverständig die ersten Fakten zu: „1964er Stingray C2, L76 Small Block V8, 364PS, Schalter, Matching Numbers sogar mit originalen „Knock Off“-Felgen, direkt aus Kanada über den Teich geholt… „


„Frank, eins nach dem anderen bitte…“, tönen wir im Chor, denn unsere Zellen verarbeiten gerade noch die unendlich interessanten Details und die atemberaubende Präsenz dieser Ikone amerikanischer Automobilbaukunst der Sechziger Jahre. Erste spontane Überlegung: 364PS? Auf dem edlen Logo werden ab Werk 365 Horsepowers zugesichert. Peanuts, sicher ein dezenter Fauxpas der Herren von Data Classic, die den Gesamtzustand des Geschosses mit 2+ honorierten.
Vollständig verzaubert, überzeugt uns dieses Sportcoupé sofort durch seine gelungene Mixtur aus tadellosem Zustand in Punkto Technik, Vollständigkeit und Pflegezustand, wobei der Eigner es trotzdem geschafft hat, keine Museumsatmosphäre a la „Bitte nicht berühren“ herzustellen, denn die authentische Patina auf Lack und Leder sowie das Vorhandensein persönlicher Accessoires verleihen diesem Oldtimer hingegen das „gewisse Etwas“. Sehr viel Sympathie und vor allem Begeisterung machen sich unweigerlich bei uns breit.

Erste verhaltene Sonnenstrahlen und ein hintergründig blau wirkender Himmel fordern Frank förmlich heraus (wir haben natürlich auch nicht locker gelassen), heute mal eine Ausnahme zu machen, und die Sting Ray, an einem ordinären Januarvormittag, voreilig aus dem Winterschlaf zu erwecken. Vorbildlich zündet der Bolide im Handumdrehen und drückt seinen sonoren Brunftruf kraftvoll durch die Sidepipes. Diese enormen Klänge gehen durch Mark und Knochen und lassen wirklich keinen Raum für Nebendarsteller.

Wir kommen ins Schwelgen, und während die Corvette etwas durchatmet und die kühle Luft „assimiliert“, plaudert KFZ-Meister Frank aus dem Nähkästchen, der Faszination Automobil, seiner Zeit beim Autocross in den frühen Achtzigern, den Wechsel zum Motorboot-Rennsport, erst in die 250er dann die 500ccm-Klasse, seinem schweren Unfall 1989 während eines Trainingslaufes, der Ihn zu einer fast einjährigen Pause zwang, als auch den zahlreichen Titeln, die er mit nach Hause brachte, ob 5-facher DDR-Meister des Sports oder auch Gewinner des Pokals für Frieden und Freundschaft, der damals in verschiedensten Motorsport-Kategorien ausgelobt wurde. Die zahlreichen Stories zwischendurch sind „typisch Frank“ und wir dürfen teilhaben an einem Blick in seinen persönlichen Rückspiegel.


Die Zeit vergeht wie im Flug und wir beschließen ein unbedingt baldiges Wiedersehen, dann vielleicht mit einem anderen interessanten Sammlerstück aus seinem Bestand, sicher aber wieder mit Frank und vielen seiner Anekdoten.
Mehr davon!
Team softgarage