
Wenn wir an englische Oldtimer denken, sehen wir in Gedanken polierte Astons, chromblitzende Bentleys oder Raubkatzen in racing-green mit ordentlich Wurzelholz in der Stube und beigen Ledersesseln an Bord. Vorwiegend graumelierte Herren bedienen sich dieser Modelle und gleiten seicht in ihren wertstabilen Insel-Sänften über die Alleen. Ab Werk tiefenentspannt, nichts bringt sie aus der Ruhe, pünktlich zum „Five O`Clock Tea“ daheim. Ein Halter mit Union-Jack-Sticker auf der Heckklappe gilt in solchen Kreisen bereits als „Stylo“.
Some things never change, so unser Schubladendenken bis zum heutigen Tag, doch dann treffen wir Mario von CAR – Classic and Race und mit einer langjährigen Tradition im Kopf sollte gebrochen werden.

Wir betreten die rustikale Halle in Edewecht, im Norden Deutschlands, unweit von Oldenburg und werden herzlich empfangen: Moin, moin! (typisch englisch) Kurz darauf: Reizüberflutung in seiner schönsten Form. Ein Sammelsurium an englischem Blech und allem was da“zubehört“ tut sich auf. Zerlegte Spitfire MK IV 1500, ein gestripter Austin-Healey Sprite aka.“The Frogeye“ dazwischen ein teildemontierter TR4 mit heftigen Spuren, die auf einen beachtenswerten Renneinsatz, vor nicht allzu langer Zeit, hinweisen.

Weiterhin schweift unser Blick über zahlreiche Motoren, diverse Achs- und Fahrwerksteile sowie geschundene Radsätze, die mit Sicherheit aufregende Geschichten aus dem Rennalltag berichten könnten. Unsere Vermutung bestätigt sich, hier finden wir keinen automobilen Seniorenstift vor, im Gegenteil, die legendären Briten, meist klassische Roadster der 60er und 70er erleben hier ihre Renaissance besonderer Art, als Racecar.
Mittelpunkt unserer Bestandsaufnahme wird schnell ein Triumph TR6, den wir in dieser Form noch nie zuvor gesehen hatten. Aggressives Jägermeister-Orange, komplett ausgeräumter Innenraum, dazu die notwendigen Schalensitze, das Wildleder-Sportlenkrad und eine erweiterte Auswahl an Instrumenten und Schaltern. Dieses Geschoss wirkt auf uns bereits im Stand alarmierend. Der Überrollbügel will nicht so richtig in unser langsam erblassendes Bild der netten englischen Triumph-Familie passen, setzt dem Aggro-TR6 jedoch die Krone auf. Ein authentisches Racecar mit Beulen und Narben, nix mit Sammlerzustand oder Patina. Für uns: BritPunk auf 4 Rädern.

Spätestens, als der 6-Ender seinen Brunftruf durch die Bastuck-Abgasanlage schmettert, verstummen wir ehrfürchtig. Der 1976er Roadster, somit einer der letzten der TR6-Baureihe, greift auf einen modifizierten 6 Zylinder mit 2700 Kubik zurück. Kombiniert mit drei 45er Weber- Vergasern werden dem Engländer ca. 250PS aus der schmalen Hüfte geleiert, welche bei 940kg Lebendgewicht reales Supersport-Feeling aufkommen lassen, natürlich alles „oben ohne“.


Viele Podiumsplätze bei zahlreichen Triumph-Competition-Veranstaltungen hat der TR6 auf diese Art erkämpft, darunter einen 1. Platz beim European Kastner Cup im Jahr 2011 wobei die Nordschleife 3 Stunden intensiv bearbeitet wurde. Der Anblick dieser üppig ausgeschmückten Pokalsammlung lässt uns erblassen. Oh, my goodness! God save the queen and softgarage saves this TR6!


Wir sind schonmal infiziert !
softgarage-Team