
356 – eine Zahlenkombination, bei der nicht nur eingefleischte Porsche-Narren feuchte Augen kriegen. Man darf von einer wahren Legende sprechen, ohne sich zu weit aus dem Seitenfenster zu lehnen. Das Zuffenhausener Urgestein, oder eben der Ursprung deutscher Sportwagengeschichte, emporgehoben, Ende der 40er Jahre in Gmünd – Kärnten, vom Käfer-Gestalter Erwin Komenda himself. Noch heute steht dieser Oldie unangefochten, weit oben, auf der Beliebtheitsskala eines jeden Fans klassischer Automobile, weltweit.
Für uns, ein echter Traumwagen.

Es bedarf sicher keiner ausführlichen Erklärung, dass wir auf die Frage: „Habt Ihr was Passendes für ein 356 Coupé, so einen mit Knickscheibe…“, den Hörer auf die Gabel des Fernsprechers warfen, einen kurzen Umweg über unser gutsortiertes Lager nahmen, um auf dem schnellsten Weg die Werk- und Wirkungsstätte von Andreas anzupeilen, um die Herausforderung anzunehmen. Ehrensache!
„Sie haben Ihr Ziel erreicht. – Na, das möchten wir meinen…“, würgen wir die Navi-Stimme ab. Angekommen, schweift unser Blick über das stets aktive Treiben auf dem belebten Kreuzberger Hinterhof, den Andreas bereits seit nunmehr 20 Jahren mit seiner Oldtimer-Werkstatt bereichert. Ein tip-top sanierter Triumph TR4 steht vor der Fahrzeughalle Spalier, ein XJS wird gerade wiederbelebt, während im Hintergrund einige Fragmente eines, für uns unbekannten, Vorkriegsmodells ihrer Reinkarnation entgegenfiebern. Es scheint, als fachsimpelt ein 1962er BMW Barockengel mit einem teilzerlegten Oldsmobile über V8-Internes, offensichtlich fantasieren wir bereits. Wo ist der Porsche?
Wir sprechen Flo an, der mit seinem Kollegen die Köpfe in einen gestripten MGB steckt. Trotz „120% Vollbeschäftigung“ stets freundlich, schickt er uns nach nebenan. Dort glänzt der Silberrücken bereits scheinheilig durch das halboffene Tor. Wow, wir sind angetan. Ziel erreicht.


Während wir jedes Teil der runden Gestalt des Zeitzeugen aufsaugen, spult Flo einige technische Daten herunter, die wir nebenbei abspeichern. Wir werfen einen Blick auf den 4-Zylinder-Boxer im Heck, der aus 1488ccm stolze 60 PS zaubert. Dazu sollte man bedenken, dass seinerzeit die ersten Ovali-Käfer mit gerademal 30 Pferdestärken aufliefen. Der 356 glänzt mit sportlichen 168km/h Höchstgeschwindigkeit (heute spricht man ja nur noch von Top Speed…) und beschleunigt den Schönling in 16 Sekunden von 0 auf 100. Ein Traum auf 4 schmalen Diagonalreifen im fischsilbergrauen Blech-Trikot der Reutter Karosserie Werke Stuttgart. Eine prägende Erfahrung.

Es wäre falsch, zu behaupten, man würde nicht irgendwann das unbequeme Preis-Thema beleuchten wollen, insbesondere bei einem solch schönen Sammlerstück, aber das haben wir schnell wieder verdrängt. Manche Träume sollte man sich einfach bewahren. Eins steht jedoch fest, den Wert des ursprünglichen Anschaffungspreises, in Höhe von 12.700,00 DM, die 1953 bei MAHAG in München über den Tresen gingen, sollte der Sportler immer noch einspielen. Vielleicht noch ein wenig mehr…

Aber wer denkt schon an verkaufen. Solche Entscheidungen möchten wohl überlegt sein, deshalb wird sich der Eigner dieses 356 vor-A-Modells noch einige Male am Anblick ergötzen und schützt sein wertvolles Mobil ab jetzt zusätzlich unter einer softgarage.


Wir verabschieden uns höflich von der OldieTech-Mannschaft und schwelgen gedanklich noch etwas in den goldenen Fünfzigern, während wir die Heimfahrt antreten. Den „Fischsilbergrauen“ mussten wir leider zurücklassen.
Auf ein Wiedersehen!
Softgarage-Team